Title: Gesänge aus den drei Reichen: Ausgewählte Gedichte
Author: Franz Werfel
Release date: January 20, 2013 [eBook #41883]
Most recently updated: October 23, 2024
Language: German
Credits: Produced by Jens Sadowski
Kurt Wolff Verlag
Leipzig
Bücherei
Der jüngste Tag
29./30. Band
Zweite Auflage
Copyright 1917 by Kurt Wolff Verlag, Leipzig
Mein einziger Wunsch ist, Dir, o Mensch verwandt zu sein!
Bist Du Neger, Akrobat, oder ruhst Du noch in tiefer Mutterhut,
Klingt Dein Mädchenlied über den Hof, lenkst Du Dein Floß im Abendschein,
Bist Du Soldat, oder Aviatiker voll Ausdauer und Mut.
Trugst Du als Kind auch ein Gewehr in grüner Armschlinge?
Wenn es losging, entflog ein angebundener Stöpsel dem Lauf.
Mein Mensch, wenn ich Erinnerung singe,
Sei nicht hart, und löse Dich mit mir in Tränen auf!
Denn ich habe alle Schicksale durchgemacht. Ich weiß
Das Gefühl von einsamen Harfenistinnen in Kurkapellen,
Das Gefühl von schüchternen Gouvernanten im fremden Familienkreis,
Das Gefühl von Debutanten, die sich zitternd vor den Souffleurkasten stellen.
Ich lebte im Walde, hatte ein Bahnhofsamt,
Saß gebeugt über Kassabücher, und bediente ungeduldige Gäste.
Als Heizer stand ich vor Kesseln, das Antlitz grell überflammt,
Und als Kuli aß ich Abfall und Küchenreste.
So gehöre ich Dir und Allen!
Wolle mir, bitte, nicht widerstehn!
O, könnte es einmal geschehn,
Daß wir uns, Bruder, in die Arme fallen!
Vom Quai steigt eine Treppe zu Dampfschiff und Booten.
Oh, Kindersonntagsausflug! Wie abenteuerlich kam mir das alles vor.
Strahlender Fluß, Frühlingshimmel, Regattakähne, Eisenbahnbrücke, Gerüste und Piloten,
Blauer Rauch in der Luft. Oh dünnes Gewebe, oh schwacher Flor!
Ein enges Brett — schaukelnder Boden — ich dachte an meine Seegeschichten.
Worte wie Backbord, zwei Glas, Wanten, Lee, Marssegel fielen mir ein.
An einen kleinen Schiffsjungen dachte ich, an Matrosengesang und Ankerlichten,
An gieblige Hafenhäuser und Schenken, in denen betrunkene Holländer und Malayen schrein.
Auf schmalem Platz saß ich in meine ganz exotischen Phantasien eingefangen.
Meine Mama löste beim Kassier eine Kinderkarte für mich.
Ich seh noch, wie einige Nickelstücke wieder in ihr silbernes Täschchen sprangen,
Dann riß ein Mann an der Glocke — Die
Maschinen unter uns stampften und rührten sich.
Was ich alles auf dem rotweißen Dampfer erlebte: Wasserhosen, Zyklone,
Am Äquator riß uns Champagner, Heimweh und Sternnacht zu lautem Wahnsinn fort,
Am südlichen Wendekreis aber warf man ohne
Gebete und Tränen einen steinbeschwerten Leichnam über Bord. —
Oft sahn wir Land, Vulkane, weiß zugetürmte,
Insulaner schossen um unser Schiff und krächzten zu uns empor.
Und wenn das Meer glatt war, keine Wolke, kein Windvogel stürmte,
Warf man Geldstücke in die Tiefe, und Kinder tauchten danach und holten sie hervor.
Und als die Räder langsamer schlugen und wir zum Landungsplatz glitten,
Da erkannte kaum den einfachen Hügel mein Blick.
Ich ging ans Ufer mit kleinen, ganz unsicheren Schritten,
Und hörte wie im Traume vom Restaurationsgarten her die donnernde Militärmusik.
Ach Gott, ich bin das nicht, der aus dem Spiegel stiert,
Der Mensch mit wildbewachsner Brust und unrasiert.
Tag war heut so blau,
Mit der Kinderfrau
Wurde ja im Stadtpark promeniert.
Noch kein Matrosenanzug flatterte mir fort
Zu jenes strengverschlossenen Kastens Totenort.
Eben abgelegt,
Hängt er unbewegt,
Klein und müde an der Türe dort.
Und ward nicht in die Küche nachmittags geblickt,
Kaffee roch winterlich und Uhr hat laut getickt,
Lieblich stand verwundert,
Der vorher getschundert
Übers Glatteis mit den Brüderchen geschickt.
Auch hat die Frau mir heut wie immer Angst gemacht
Vor jenem Wächter Kakitz, der den Park bewacht.
Oft zu schnöder Zeit,
Hör im Traum ich weit
Diesen Teufel säbelschleppen in der Nacht.
Die treue Alte, warum kommt sie denn noch nicht?
Von Schlafesnähe allzuschwer ist mein Gesicht.
Wenn sie doch schon käme
Und es mit sich nähme,
Das dort oben leise singt, das Licht!
Ach abendlich besänftigt tönt kein stiller Schritt,
Und Babi dreht das Licht nicht aus und nimmt es mit.
Nur der dicke Mann
Schaut mich hilflos an,
Bis er tieferschrocken aus dem Spiegel tritt.
Himmel wird sich bald entblättern,
Aber Licht ist noch genug.
Ach, und kleine Stimmen, die ans Fenster klettern
Von Winterwind ein Flug.
Und dunkle Sonne im Wasserkrug.
Draußen gibt es Blumen zu kaufen,
Da sind Kinder vorübergelaufen.
Doch der Hof tönt von behutsamen Schritten.
Die Erwachsenen haben zärtliche Sitten. . .
O Verband, der erlöst! — Nicht regen, nicht rühren!
Doch kann ich noch spüren,
Wie Bewußtsein mit Ruderschlägen
Vom Lande stößt.
Vorbei — vorbei
An Wildnis und Fläche!
Dort stürzen Bäche,
Schon atmet die Steppe,
Die ewige frei. . .
Was tönt im Haus,
Gedämpft über die Treppe?
Ist die Besuchsstunde schon aus?
Jetzt liegen die kranken Brüder da,
Einen lieben Gegenstand in der Hand,
Von Eau de Cologne ein frischer Flacon,
Und, ach, ein neuer Engelhornband.
Ich will nicht klagen, daß niemand
Im fremden Land
Meine Türe aufgetan
Freundlich mir zugewandt.
Wer trat herein?
So leicht und unbefangen,
Mit einem lila Shawl
Und tanzerregten Wangen,
Wie bei der Damenwahl?
Nun hat es sich doch erfüllt!
O Erinnerung! O Schlacht auf den katalaunischen Gefilden!
O Geschichtsstunden, wo wir uns einbilden
Erschlagene Krieger zu sein!
Da kamst Du immer dem treuen,
Dem Knaben Blumen zu streuen.
So ist es wieder geschehn?
Schon stürzten die Speere und Schilde,
Nun darf auch mein armes Gefilde
In Abend und Tränen stehn.
„Schwester, so spät ist es schon?“
„Ja, ich bringe die Abendbouillon.“
Treibe — Treibe
Im Strome von dannen.
Rings breitet die Scheibe
Sich weiter Savannen.
An sandigen Stellen,
Im Dunkeln, im Hellen,
An niedrigen Feuern,
Nach Abenteuern
Gelagerte Männer
Bereiten ein Mahl.
Im Himmel, Grün, Wind und Baumdunkel verfangen,
Von Farren und Gräsern umwachsen Glieder und Wangen
Bin ich im Walde melodisch zu Grunde gegangen.
Nun beginnt die süße Verwesung mich zu verzehren.
Ameisen und Raupen kriechen über meine Augen.
Und kein Wimperzucken will ihnen wehren.
Unten auf der Promenade spaziert ein internationales Publikum.
Entfernter Klang von Sand, Damenkleidern und Kinderstimmen.
Ich weiß: Viele elegante Leute gehen da herum.
Nadeln, Laub, Zweige und Tannenzapfen fallen auf mein Gesicht,
Und Fliegen, doch auch Bienen und Schmetterlinge verschmähen meine Lippen nicht.
Oh jetzt! Leise und dennoch mächtig angeschwellt,
Beginnt sich das unvergleichliche Rigolettoquartett auszubreiten.
Und meine Seele fällt ein:
Du bist auf der Welt!
Und verteilt sich jauchzend nach allen Seiten.
Als das Mädchen die Schüssel fallen ließ, blieben alle Gäste anfangs stumm,
Nur die Hausfrau sagte etwas und drehte sich nicht um.
Das Mädchen aber stand regungslos, wie in unnatürlichen Schlaf gesenkt,
Krampfhaft die Arme zu einer rettenden Geste verrenkt.
Jedoch dem Mitleid der Gäste hatte sich scheues Erstaunen zugesellt.
Denn sie sahen plötzlich Eine mitten in ein Schicksal gestellt.
Kamen schon die Stubenmädchen mit Tüchern und
Besen, der Diener und selbst der Herr vom Haus.
Sie aber ging ganz wunderschön von Kindheit und Heimweh hinaus.
In der Küche setzte sie sich auf die Kohlenkiste, legte die Hände in den Schoß
Und weinte vielfach, in allen Lagen, nach aller Kunst, voll Genuß, laut und grenzenlos.
Als man dann spät und geräuschvoll Abschied nahm,
War sie es, die wie aus Ehrfurcht das reichste Trinkgeld bekam.
Die Erzherzogin hatte eine wunderschöne, hohe und gerade Gestalt,
Aber ihr Gesicht, wie war das schon enttäuscht, schüchtern und alt.
Und der dicke Herr, der sie mit wehmütiger Verbeugung empfing,
War so aufgeregt, daß ihm manche Träne in den Wimpern hing.
Die beiden schauten vorbei, und konnten einander nicht ins Auge sehn.
Nein! Als wären sie Kinder, die vor Erwachsenen stehn.
Die hohe Frau sagte etwas auf, wie einen Geburtstagswunsch, so leise und verzagt.
Und er antwortete darauf, als würde er in der Schule Vokabeln gefragt.
Und während sie manches sprach, was dachte sie?
Gott, Gott, Gott! Wie gemütlich ist doch abends meine Bridgepartie.
Und er dachte traurig und gebückt, daß er sogar einmal Hoheit zu sagen vergaß,
Wie schön sichs sommermittags in Hemdärmeln bei Tische saß.
Da wußten sie, daß sie einander müßten quälen und erkannten ihr böses Los,
Und in diesen beiden Seelen wurde echte Demut groß.
Und als der Empfang zu Ende, sagte ich mir: Gott sei Dank,
Daß es zu keinem Skandal kam und das Paar nicht auf die Kniee sank,
Die Hände hob, abbittend Müh und Trübsal, die eins dem andern schuf,
Da doch Einanderfreudemachen schönster Menschenberuf.
Die Hütte, Schiffsgebälk, Öllampen, Fisch- und Trangeruch.
O könnt’ ich hier — ein Patriarch — die atmende Gemeine lehren!
Die harten Greise, hohen Bursche, all die Dirne und die schweren
Schwieligen Schiffspatrone, kauend Priem und Fluch.
Woher und wann ich kam, o Bardenlied, doch mein Besuch
Heilt Kranke, meine Stimme schallt, die Seenot abzuwehren.
Göttlich erglänzt mir Stirn und Bart. Das Volk wird beide ehren,
In fernem Angedenken segnend Tat und Spruch.
Und wenn ich einst auf meinem Steinsitz, wie in Sinnen stürbe,
Sie sollten mich begraben in der frostgeprüften Erde,
Wo über meinem Hügel Renntierherden weiden!
Nicht Kinderlust, nicht Kräuter würden auf der Böschung mürbe,
Wehmütter pflückten hier Salbei, zu nahender Beschwerde,
Sich einen kräftig-heiligen Teetrank zu bereiten
Nun wieder eine Nacht durchjohlt
Ist rings der Stadtpark aufgewacht.
Allee, der Wasserfall, ein Vogelzwitschern ohne Mühe.
In der durchsichtigen Frühe.
Nach falschbekränzter Nacht
Hast Du mich eingeholt.
Wie ich Dich gestern sah. . .
Bewegte Straße glitt
Dein Gang. Wer dürfte frevelnd sagen,
Daß unter Röcken und Jackett, so leicht getragen,
Sich mehr verbarg als Atemzug und Schritt,
Du Schlanke fern und nah!
Gefühl, geheimer Sinn
Und ein Gedanke kam.
Elysisch aufgeregt blick ich zum leichten Himmel hin, zur leichten Erden.
Heiraten wirst Du, Du wirst Mutter werden! —
Warum zerschmilzt mich Scham?
Was reißt mich Wonne hin?
Noch höher bist Du bald
Und weiter mir entrückt.
Denn was vergöttlicht? Leiden! Du wirst leiden
Im Erker sitzen seh ich Dich verständig und bescheiden,
Von Schmerz und Glück bedrückt,
Nun mildere Gestalt!
In die Natur und Pflicht
Wächst lieblich Du hinein.
Ich aber treibe mich herum in parfümierten Vestibülen,
In überheizten Zimmern schwelge ich auf Pfühlen;
Du denkst an Dinge rein,
An Windeln, Kindgewicht.
Drum soll es so geschehn!
Von Wolken lieb umdrängt,
Zieh mir vorbei in Wind und solchem Morgen oben!
Ich will Dich bebend hochbeloben,
Und Blick und Bart gesenkt
Vor Dir in Andacht stehn.
Die Freunde, die mit mir sich unterhalten,
Sonst oft mißmutig, leuchten vor Vergnügen,
Lustwandeln sie in meinen schönen Zügen
Wohl Arm in Arm, veredelte Gestalten.
Ach, mein Gesicht kann niemals Würde halten,
Und Ernst und Gleichmut will ihm nicht genügen,
Weil tausend Lächeln in erneuten Flügen
Sich ewig seinem Himmelsbild entfalten.
Ich bin ein Korso auf besonnten Plätzen,
Ein Sommerfest mit Frauen und Bazaren,
Mein Auge bricht von allzuviel Erhelltsein.
Ich will mich auf den Rasen niedersetzen
Und mit der Erde in den Abend fahren.
Oh Erde, Abend, Glück, oh auf der Welt sein!!
Glaubst Du, Deine Schritte sind vergangen,
Die einst kies- und straßenüber klangen?
Deine schwergesenkten, Deine leichtgelenkten,
Deine volksvermengten, Deine kindgedrängten,
Deine Schritte laufen oder schleppen
Ewig weiter über Weg und Treppen.
Glaubst Du, Deine Worte sind verloren,
Die Dein wallendes Gemüt geboren?
Hangend in den Häusern, unter Toren,
Sinken sie in vorbestimmte Ohren,
Bilden sich zu wunderlicher Stunde,
Und entflattern neu dem Enkelmunde.
Glaubst Du, Sohn, Du könntest Dein sie heißen,
Schritt und Worte, die ins Weite reisen?
Oder wähnst Du, daß der graue, alte
Ahnherr diese sprach und jene wallte?
Und ist gar aus diesem Lied zu lesen,
Daß Du selbst der Bärtige gewesen?
Schon bin ich voll und klar,
Dem noch so arg zu Mut.
Der bös und bitter war
Nun ist er gut.
Bosheit, die mich zerwirrt,
Rache und falscher Stoß,
Ach, meine Güte wird
An ihnen groß!
Schäumst Du noch, dunkles Blut,
Wenn Hohn sich feig vermummt,
Sternaufgebäumte Wut,
Bist Du verstummt?
Der sich zu Boden schmiß,
Keuchend und krankgehetzt,
Nachts in die Pölster biß
Wie tönt er jetzt?
Bosheit und feigen Hohn,
Alles, was falsch mich haßt,
— O wie stark bin ich schon —
Lad ich zu Gast
Dämonen in Erz und Stahl
Wandeln sich, werden rein,
Stürze mit einem Mal
In mich herein.
Herz frohlocke!
Eine gute Tat habe ich getan.
Nun bin ich nicht mehr einsam.
Ein Mensch lebt,
Es lebt ein Mensch,
Dem die Augen sich feuchten,
Denkt er an mich.
Herz, frohlocke:
Es lebt ein Mensch!
Nicht mehr, nein, nicht mehr bin ich einsam,
Denn ich habe eine gute Tat getan,
Frohlocke, Herz!
Nun haben die seufzenden Tage ein Ende.
Tausend gute Taten will ich tun!
Ich fühle schon,
Wie mich alles liebt,
Weil ich alles liebe!
Hinström ich voll Erkenntniswonne!
Du mein letztes, süßestes,
Klarstes, reinstes, schlichtestes Gefühl!
Wohlwollen!
Tausend gute Taten will ich tun.
Schönste Befriedigung
Wird mir zu Teil:
Dankbarkeit!
Dankbarkeit der Welt.
Stille Gegenstände
Werfen sich mir in die Arme.
Stille Gegenstände,
Die ich in einer erfüllten Stunde
Wie brave Tiere streichelte.
Mein Schreibtisch knarrt,
Ich weiß, er will mich umarmen.
Das Klavier versucht mein Lieblingsstück zu tönen,
Geheimnisvoll und ungeschickt
Klingen alle Saiten zusammen.
Das Buch, das ich lese
Blättert selbst sich auf.
. . . . . . . . . . . . . .
Ich habe eine gute Tat getan!
Einst will ich durch die grüne Natur wandern,
Da werden mich die Bäume
Und Schlingpflanzen verfolgen,
Die Kräuter und Blumen
Holen mich ein,
Tastende Wurzeln umfassen mich schon,
Zärtliche Zweige
Binden mich fest,
Blätter überrieseln mich,
Sanft wie ein dünner,
Schütterer Wassersturz.
Viele Hände greifen nach mir,
Viele grüne Hände
Ganz umnistet
Von Liebe und Lieblichkeit
Steh ich gefangen.
Ich habe eine gute Tat getan,
Voll Freude und Wohlwollens bin ich
Und nicht mehr einsam
Nein, nicht mehr einsam.
Frohlocke, mein Herz!
Es kommt die eine neue Nacht.
Du bist von Ferne aufgewacht,
Und neben Dir ist Schnarchen schwer.
Und ach vom Gitterbettchen her
Ein Weinen klein und unbewußt.
Da schlägst Du Deine Decke um,
Nimmst ohne Glück und stumm
Das Kind an Deine Brust.
Wenn mühsam Tag sich näher drängt
Und Dich in Erdenlos verfängt,
Wird Schoß und Lippe wissensschwer,
Und kennt Dein Fuß kein Schweben mehr,
Wächst Dir ums Aug’ der dunkle Strich,
Gedenke und erinnere Dich,
Daß jener Bot’ aus besserer Welt
Dich seltsam in der Seele hält!
Weißt Du, weißt Du den Abendgang,
Wo noch Dein Wesen glitt und sprang?
Wer fühlte einst im Elternhaus,
Wer Dich in Ewigkeit voraus?
Wenn Du Dich einsam meinst,
Wer kannte schon den Schmerzenston,
In wessen Kehle brannte schon
Das Weinen, das Du jetzt weinst?!
Als mich Dein Dasein tränenwärts entrückte
Und ich durch Dich ins Unermeßne schwärmte,
Erlebten diesen Tag nicht Abgehärmte,
Mühselig Millionen Unterdrückte?
Als mich Dein Wandeln an den Tod verzückte,
War Arbeit um uns und die Erde wärmte.
Und Leere gab es, gottlos Unerwärmte,
Es lebten und es starben Niebeglückte!
Da ich von Dir geschwellt war zum Entschweben,
So viele waren, die im Dumpfen stampften.
An Pulten schrumpften und vor Kesseln dampften.
Ihr Keuchenden auf Straßen und auf Flüssen!!
Gibt es ein Gleichgewicht in Welt und Leben,
Wie werd’ ich diese Schuld bezahlen müssen!?
Wie wir einst im grenzenlosen Lieben
Späße der Unendlichkeit getrieben
Zu der Seligen Lust —
Uranos erschloß des Busens Bläue,
Und vereint in lustiger Kindertreue
Schaukelten wir da durch seine Brust.
Aber weh! der Äther ging verloren,
Welt erbraust und Körper ward geboren,
Nun sind wir entzweit.
Düster von erbosten Mittagsmählern
Treffen sich die Blicke stählern,
Feindlich und bereit.
Und in seinem schwarzen Mantelschwunge
Trägt der Alte wie der Junge
Eisen hassenswert.
Die sie reden, Worte, sind von kalter
Feindschaft der geschiedenen Lebensalter,
Fahl und aufgezehrt.
Und der Sohn harrt, daß der Alte sterbe
Und der Greis verhöhnt mich jauchzend: Erbe!
Daß der Orkus widerhallt.
Und schon klirrt in unseren wilden Händen
Jener Waffen — kaum noch abzuwenden —
Höllische Gewalt.
Doch auch uns sind Abende beschieden
An des Tisches hauserhabenem Frieden,
Wo das Wirre schweigt,
Wo wirs nicht verwehren trauten Mutes,
Daß, gedrängt von Wallung gleichen Blutes,
Träne auf- und niedersteigt.
Wie wir einst in grenzenlosem Lieben.
Späße der Unendlichkeit getrieben,
Ahnen wir im Traum.
Und die leichte Hand zuckt nach der greisen
Und in einer wunderbaren, leisen
Rührung stürzt der Raum.
Mit meinem verflackernden Lichte
Besuche ich, Kind, Deinen Traum.
Im Schlaf erstaunt Dein Gesichte,
Doch faltet Dein Atem sich kaum.
Daß Du mich gestern verstießest,
Hat nimmer Dich bitter gemacht.
Daß Du mich alleine ließest
Die ängstliche Mitternacht.
Und doch. Ich will Dich bewegen
Zu Leben und nächtlichem Mut.
Dein mächtiges Treiben und Regen
Durchläuft meinen Schatten mit Blut.
O Sohn! Dein Zechen und Speisen
Nährt Deine Mutter, ich weiß.
Dein Lärmen und Becherkreisen
Bewegt meinen Lebenskreis.
Und wenn ich sitze und sticke,
Dies Leben ist in Dich entrückt,
Aus meinem vergehenden Blicke
In Deine Augen gezückt.
Wie ich Dich bebend getragen
Im heilig erkannten Schoß,
Du wuchsest an bildenden Tagen
Und schmerztest und wurdest groß.
Und wie Du aus mir gemündet,
In Himmel und Welt und Haus,
Und wie Du in mir Dich entzündet,
So lösche ich in Dir aus.
Mein Leben ist ein Sichergießen
In Dein gerundetes Licht,
Im leidenden Überfließen
Erfüll ich die weltliche Pflicht.
Bald bin ich nichts als Dein Lachen
Nichts als Deines Mundes Gebot.
Laß mich Deinen Schlaf bewachen,
Mein Kind, mein Dasein, mein Tod.
Ich klag’ und klage: Harte Welt!
Doch fühl’ ich, wie’s mich auch umstellt,
Wie mir hier alles harte Welt,
So bin ich allem harte Welt!
Ja, Schuld ist das gewaltige Wort.
Es dreht die alten Globen fort.
Und eh’ noch unsre Zeit beginnt,
Werden wir schuldig, daß wir sind!
Daß mich, o Freund, Dein Mordstoß traf,
Zerbrach ich meiner Mutter Schlaf,
Fluchte der Vater seinem Sohn.
Du Weltgesandter bringst den Lohn.
Gott, ich erkenn’ Dich Zug um Zug!
Und Dich, Gesetz, in Deinem Lauf!
Es bricht hier keine Wunde auf,
Die ich mir nicht in andern schlug.
Mein Feind, dem ich entgegenspeie,
In meiner Brust versammelnd kleine Schreie
Und in den Händen ohne Mut
Zerkrampfte Ohnmacht, halberlöschte Wut,
Mein Feind, Du trittst auf einen Pflasterstein!
Und da aus Deinem Auge fällt der Abendschein,
Der niedertropft in bläulich süßen Flammen.
Und weinend, unter Schwalben, ungeheuer sinke ich zusammen.
In mir steht der Erzengel groß,
Versöhnung bricht unendlich los.
Daß wir uns schlugen und zerrissen,
Mit dumpfem Witz und List beschmissen,
Daß wir dies trugen, jetzt erst kann ich’s fassen,
Dies Meucheln, dieses Auf-sich-tanzen-lassen.
Dies schlechte Leiden, alter Rache Trick,
Die Passion zu diesem Augenblick!
Nun braust der Himmel als Posaunenmeer,
Triumphtrompeten schnellen drunterher.
Aus mir stürzt Liebe, Lieb’, Weltsinn, der dunkel lag.
Und golden durch mich donnert jüngster Tag!
Eine alte Frau geht wie ein runder Turm
Durch die alte Hauptallee im Blättersturm.
Schwindet schon, indem sie keucht,
Wo um Ecken schwarze Nebel wehen.
Wird nun bald in einem Torgang stehen.
Laute Stufen langsam aufwärts gehen,
Die vom trägen Treppenlichte feucht.
Niemand hilft, wie sie ins Zimmer tritt,
Ihr beim Ausziehn ihrer Jacke mit.
Ach, sie zittert bald an Händ’ und Bein’.
Schickt sich an mit schwerem Flügelschlagen
Aufgehobene Kost von alten Tagen
Auf des Kochherds armes Rot zu tragen.
Bleibt mit ihrem Leib und sich allein.
Und sie weiß nicht, wie sie kaut,
Daß in ihr sich Söhne aufgebaut.
(Nun, sie freut sich ihrer Abendschuh’)
Was aus ihr kam, steht in andern Toren,
Sie vergaß den Schrei, wenn sie geboren,
Manchmal nur im Straßendrang verloren,
Nickt ein Mann ihr freundlich „Mutter“ zu.
Aber Mensch, gedenke Du in ihr,
Ungeheuer auf der Welt sind wir,
Da wir brachen in die Zeiten ein.
Wie wir in dem Unbekannten hängen,
Wallen Schatten mit gewaltigen Fängen
Die ins letzte uns zusammendrängen.
Diese Welt ist nicht die Welt allein.
Wenn die Greisin durch die Stube schleift,
Ach, vielleicht geschieht’s, daß sie begreift.
Es vergeht ihr brüchiges Gesicht.
Ja, sie fühlt sich wachsender in allem
Und beginnt auf ihre Knie zu fallen,
Wenn aus einem kleinen Lampenwallen
Ungeheuer Gottes Antlitz bricht.
Bald hat dies, hat dies alles ausgeschlagen.
Was muß ich noch im machtvoll einsamen Nachtbahnhof stehn
Und sehn, daß Lichter sind und Träger gehn,
die Felsen tragen, und sehn die schon verblichenen Wagen?
So vieles weiß ich mit mir, Herz- und Atemschreiten.
— Ein Pikkolo schläft, ein Schutzmann schaut in den Wind. —
Wer weiß es denn, wie sehr wir alle beisammen sind.
Auch Deine leichten Schlafseufzer, Fernste, fühl’ ich mit mir gleiten.
Gestern, wie tauchtest Du in Astern Dein Gesicht!
Und tanztest mit den Zähnen, tanztest mit den frechen Knien.
Und ach, Dein Gemsenlachen, das mich zu höhnen schien,
Nun ist es eingestimmt in mich, o Nacht, und weiß es nicht!
Auch Du Azucena, Mutter, von Traum zu Traum,
Suche den klaren Jungen im Waldpensionat!
Eng ist die Erd’. Wie fand ich Deinen Pfad?
Wir seh’n uns an und schweigen im gleichen Raum.
Ihr Unerreichbaren all’, die wir voneinander wissen!
Wie sind unsre gleichen Hände uns fremd!!
Geschwisterliebe war einst.
Ich lief mit dem Mädi über die Wege
Und die Himmel, die vielen waren rege,
Die unergründlichen Berge standen weit —
Und im Zimmer die stündliche Zeit.
Die Wagen und Reisen,
Vergangene Speisen,
Die Schmerzen und Strafen,
Am Abend das Licht,
Und unser Gesicht
War ganz von Seele verschlafen.
Und tiefe Furcht war da, daß man einander stürbe,
Und manchmal weinte man wild in die Finsternis,
Bis treu der andre Atem kam.
Da war man so gewiß,
Daß Gott sei und man niemals lahm
Und niemals anders würde.
das waren Tränen und Brisen der Treue . . . .
Geschwisterliebe war einst.
Jetzt lieg ich oft auf meinem Kanapee.
Am Abend werden die Fenster groß.
Da läßt mich mein Atem los,
Und der Tod ist ganz in der Näh’.
Und muß ich vor meinem Spiegel stehn,
Da hat sich etwas gerächt.
Ich weiß, wie mir die Haare ausgehn —
Und die Zähne sind worden schlecht.
Und der Mund, der nichts ließ,
Jetzt kann er euch alle lassen
Und das Herz kann nicht fassen,
Wie es einst hieß!
Und wo hängen in den erstarrten Zimmern,
Hinter welkendem Glas,
Die ewigen Photographien?
Da ich an Dir vorüberlief als Knabe,
Wuchst Du ins Tor unendlich aufgehoben.
Dein Dreispitz rührte Wappensterne oben.
Allmächtig sank Dein Bart. Mann mit dem Stabe!
Wie ich mich kindlich auch vergangen habe,
Gestickter Greis, Du tratst herein zu loben,
Warst sänftlich grausem Kindertraum verwoben,
Wo ich mich gelb einstürzen sah im Grabe.
Nun wieder, Bibelgott, erscheint Dein Bild!
Aus Kindernächten wallt Dein breitgelockter
Erzväterbart, der goldne Brust umquillt.
Die winterlichen Tressen klingeln mild,
Und tief beruhigt mich Dein weißbeflockter
Allgütiger Pelz, der durch die Sphären schwillt.
Feindschaft ist unzulänglich.
Der Wille und die Taten,
Ein erdbewußtes Leben
In sich, was sind sie, Welt?
Es schwebt in jedem Schicksal,
Im Schritt der Lust und Schmerzen,
Im Morden und Umarmen,
Anmut des Menschlichen!
Nur das ist unvergänglich!
Sahst Du die wilden Augen
Buckliger Bauernmädchen?
Sahst Du, wie sie sich langsam
Weltdamenhaft verschleiern,
Sahst Du in ihnen blinken,
Das Grün von Festestraden,
Musik und Lampennacht?
Sahst Du den Bart von Kranken,
Ihr Wolken über Pappeln,
Wie er an Gott erinnert,
Getaucht in einen Sturm?
Sahst Du die große Güte
Im Sterben eines Kindes?
Wie uns der holde Körper
Mit Zärtlichkeit entglitt?
Sahst Du das Traurigwerden
Von Mädchen an, am Abend?
Wie sie die Küchen ordnen
Und fern, wie Heilige sind.
Sahst Du die schönen Hände
Durchfurchter Nachtgendarme,
Wenn sie den Hund liebkosen
Mit grobem Liebeswort?
Wer handelnd sich empörte,
Bedenke doch!! Unsagbar
Mit Reden und Gestalten
Sind wir uns fern und nah!
Daß wir hier stehn und sitzen,
Wer kann’s beklommen fassen?!
Doch über allen Worten
Verkünd’ ich, Mensch, wir sind!!
Daß einmal mein dies Leben war,
Daß in ihm jene Kiefern standen
Und Ufer schlafend sich vorüberwanden,
Daß ich in Wäldern aufschrie sonderbar.
Daß einmal mein dies Leben war!
Wo Ufer schlafend sich vorüberwanden,
Was trug der Fluß mit Schilf und Wolk’ davon?
Wo bin ich — und ich höre noch den Ton
Von Ruderbooten, wie sie lachend landen,
Wo Ufer schlafend sich vorüberwanden.
Wo bin ich — und ich höre noch den Ton
Von Equipagen, dicht im Kies verfahren,
Kastanien- und Laternensprache waren
Noch da und Worte — doch wo sind sie schon?
Wo bin ich — und ich höre noch den Ton?
Kastanien- und Laternensprache waren
Noch da und? Atem einer breiten Schar.
Und mein war ein Gefühl von Gang und Haaren.
O Ewigkeit! — Und werd’ ich es bewahren,
Daß einmal mein dies Leben war!
Wenn noch die Eitelkeit
Das Auge Dir entweiht,
Ist kommen nicht die Zeit.
Solang Du noch willst stehn
Auf Podien, gesehn,
Kann Glück’s Dir nicht geschehn.
Wer sich noch nicht zerbrach,
Sich öffnend jeder Schmach,
Ist Gottes noch nicht wach.
Wer noch mit Eifer spitzt,
Daß er ein Weib besitzt,
Ist noch nicht ausgewitzt.
Erst wenn ein Mensch zerging
In jedem Tier und Ding,
Zu lieben er anfing.
Erst wer sich jauchzend bot
Der Schande und der Not
Und zehnfach jedem Tod,
Im heiligen Verzicht,
Vor Liebe ihm zerbricht
Sein irdisch Angesicht!
Wohin schwillt er empor!
Was schwingt er überm Chor
Unendlich sein amor’!!
O Herr, zerreiße mich!
Ich bin ja noch ein Kind.
Und wage doch zu singen.
Und nenne Dich.
Und sage von den Dingen:
Wir sind!
Ich öffne meinen Mund,
Eh’ Du mich ließest Deine Qualen kosten.
Ich bin gesund,
Und weiß noch nicht, wie Greise rosten.
Ich hielt mich nie an groben Pfosten,
Wie Frauen in der schweren Stund’.
Nie müht’ ich mich durch müde Nacht
Wie Droschkengäule, treu erhaben,
Die ihrer Umwelt längst entflohn!
(Dem zaubrisch, zerschmetternden Ton
Der Frauenschritte und allem, was lacht.)
Nie müht’ ich mich, wie Gäule, die ins Unendliche traben.
Nie war ich Seemann, wenn das Öl ausgeht,
Wenn die tausend Wasser die Sonne verhöhnen,
Wenn die Notschüsse dröhnen,
Wenn die Rakete zitternd aufsteht.
Nie warf ich mich, Dich zu versöhnen,
O Herr, aufs Knie zum letzten Weltgebet.
Nie war ich ein Kind, zermalmt in den Fabriken
Dieser elenden Zeit, mit Ärmchen, ganz benarbt!
Nie hab ich im Asyl gedarbt,
Weiß nicht, wie sich Mütter die Augen aussticken,
Weiß nicht die Qual, wenn Kaiserinnen nicken,
Ihr alle, die ihr starbt, ich weiß nicht, wie ihr starbt!
Kenn’ ich die Lampe denn, kenn’ ich den Hut,
Die Luft, den Mond, den Herbst und alles Rauschen
Der Winde, die sich überbauschen,
Ein Antlitz böse oder gut?
Kenn’ ich der Mädchen stolz und falsches Plauschen?
Und weiß ich, ach, wie weh ein Schmeicheln tut?
Du aber, Herr, stiegst nieder, auch zu mir.
Und hast die tausendfache Qual gefunden,
Du hast in jedem Weib entbunden,
Und starbst im Kot, in jedem Stück Papier,
In jedem Zirkusseehund wurdest Du geschunden,
Und Hure warst Du, manchem Kavalier!
O Herr, zerreiße mich!
Was soll dies dumpfe, klägliche Genießen?
Ich bin nicht wert, daß Deine Wunden fließen.
Begnade mich mit Martern, Stich um Stich!
Ich will den Tod der ganzen Welt einschließen.
O Herr, zerreiße mich!
Bis daß ich erst in jedem Lumpen starb,
In jeder Katz und jedem Gaul verreckte,
Und ein Soldat, im Wüstendurst verdarb.
Bis, grauser Sünder ich, das Sakrament weh auf der Zunge schmeckte,
Bis ich den aufgefreßnen Leib aus bitterm Bette streckte,
Nach der Gestalt, die ich verhöhnt umwarb!
Und wenn ich erst zerstreut bin in den Wind,
In jedem Ding bestehend, ja im Rauche,
Dann lodre auf, Gott, aus dem Dornenstrauche.
(Ich bin Dein Kind.)
Du auch, Wort, praßle auf, das ich in Ahnung brauche!
Geuß unverzehrbar Dich durchs All: Wir sind!!
Schöpfe Du, trage Du, halte
Tausend Gewässer des Lächelns in Deiner Hand!
Lächeln, selige Feuchte ist ausgespannt
All übers Antlitz.
Lächeln ist keine Falte,
Lächeln ist Wesen vom Licht.
Durch die Räume bricht Licht, doch ist es noch nicht.
Nicht die Sonne ist Licht,
Erst im Menschengesicht
Wird das Licht als Lächeln geboren.
Aus den tönenden, leicht, unsterblichen Toren,
Aus den Toren der Augen wallte
Frühling zum erstenmal, Himmelsgischt,
Lächelns nieglühender Brand.
Im Regenbrand des Lächelns spüle die alte Hand,
Schöpfe Du, trage Du, halte!
Lausche Du, horche Du, höre!
In der Nacht ist der Einklang des Atems los,
Der Atem, die Eintracht des Busens groß.
Atem schwebt
Über Feindschaft finsterer Chöre.
Atem ist Wesen vom höchsten Hauch.
Nicht der Wind, der sich taucht
In Weid, Wald und Strauch,
Nicht das Wehn, vor dem die Blätter sich drehn . . .
Gottes Hauch wird im Atem der Menschen geboren.
Aus den Lippen, den schweren,
Verhangen, dunkel, unsterblichen Toren,
Fährt Gottes Hauch, die Welt zu bekehren.
Auf dem Windmeer des Atems hebt an
Die Segel zu brüsten im Rausche,
Der unendlichen Worte nächtlich beladener Kahn.
Horche Du, höre Du, lausche!
Sinke hin, kniee hin, weine!
Sieh der Geliebten erdenlos schwindenden Schritt!
Schwinge Dich hin, schwinde ins Schreiten mit!
Schreiten entführt
Alles ins Reine, alles ins Allgemeine.
Schreiten ist mehr als Lauf und Gang,
Der sternenden Sphäre Hinauf und Entlang,
Mehr als des Raumes tanzender Überschwang.
Im Schreiten der Menschen wird die Bahn der Freiheit geboren.
Mit dem Schreiten der Menschen tritt
Gottes Anmut und Wandel aus allen Herzen und Toren.
Lächeln, Atem und Schritt
Sind mehr als des Lichtes, des Windes, der Sterne Bahn,
Die Welt fängt im Menschen an.
Im Lächeln, im Atem, im Schritt der Geliebten ertrinke!
Weine hin, kniee hin, sinke!
Wir kommen wieder, wir kehren heim
In Dich, Du gute Mutter unser.
Schon hängt uns, hängt uns über die Stirn,
Mild über die Stirne des Todes Flieder.
Wo fahren die feurigen Wolken hin,
Wo tanzen die mutigen Flüsse her,
Was will der Meere Spiel,
Das Laub an der Wand des Himmels gerankt?
Nun kehren wir heim, nun kehren wir ein,
Mehr ist als Dasein — Gewesen sein,
Stark ist der Tod, doch siehe das Stärkste,
Stärker als Tod ist Musik.
In unsere Mutter kehren wir ein . . .
Gott fährt über uns, der gute Mann,
Da heben wir an, und heben uns auf,
Arien selige schweben wir hin,
Und hängen im Herzen der Sterblichen,
Und locken die ewigen Tränen.
Träne, klarer Planet! Hier leben wir,
Leben in Gnade, sind nichts als Lied.
Was schufst Du mich, mein Herr und Gott,
Der ich aufging, unwissend Kerzenlicht,
Und dahin jetzt im Winde meiner Schuld,
Was schufst Du mich, mein Herr und Gott,
Zur Eitelkeit des Worts,
Und daß ich dies füge,
Und trage vermessenen Stolz,
Und in der Ferne meiner selbst
Die Einsamkeit?!
Was schufst Du mich zu dem, mein Herr und Gott?
Warum, warum nicht gabst Du mir
Zwei Hände voll Hilfe,
Und Augen, waltend Doppelgestirn des Trostes?
Und eine Stimm aprilen, regnend Musik der Güte,
Und Stirne überhangen
Von süßer Lampe der Demut?
Und einen Schritt durch tausend Straßen,
Am Abend zu tragen alle
Glocken der Erde
Ins Herz, ins Herze des Leidens ewiglich?!
Siehe es fiebern
So viele Kindlein jetzt im Abendbett,
Und Niobe ist Stein und kann nicht weinen.
Und dunkler Sünder starrt
In seines Himmels Ausgemessenheit.
Und jede Seele, fällt zur Nacht
Vom Baum, ein Blatt im Herbst des Traumes.
Und alle drängen sich um eine Wärme,
Weil Winter ist
Und warme Schmerzenszeit.
Warum, mein Herr und Gott, schufst Du mich nicht,
Zu Deinem Seraph, goldigen, willkommenen,
Der Hände Kristall auf Fieber zu legen,
Zu gehn durch Türenseufzer ein und aus?!
Gegrüßet und geheißen:
Schlaf, Träne, Stube, Kuß, Gemeinschaft, Kindheit, mütterlich?!
Und daß ich raste auf den Ofenbänken,
Und Zuspruch bin, und Balsam Deines Hauses,
Nur Flug und Botengang, und mein nichts weiß,
Und im Gelock den Frühtau Deines Angesichts!
Die Lüge ist das Weib des Potiphar,
Mit schleppenträgem Kleide angetan.
Das ist bemalt mit allem, was da war,
Und ist, und sein wird. Mond und Sternenbahn,
Mit Frucht und Jahreszeit und Hof und Hahn,
Und Stadt und Meer und Schiff und Berg und Schar.
Und alles das, auf dem Gewande kreisend,
Hältst Du für wahr und für Dich unterweisend!
Die Welt ist Abfall. Und der Satan legt
Den Himmelsmantel an, mit Stern und Zeit.
Was durcheinander Ding an Ding bewegt
Ist Todesangst und letzte Eitelkeit.
Des Bösen Rechnung, Welt, ist stoßgefeit,
Sie scheint zu sein, weil sie kein Sein zerschlägt.
Wo Gottes Wahrheit weicht vor einem Kinde,
Und in die Knie bricht im geringsten Winde.
Doch ist Gesetz dadurch, daß man es bricht!
Die Welt ist Bruch und Schuld auf immerdar.
Allein darin verbürgt sie uns das Licht,
Und in der Sünde wird es offenbar.
Durch unser Leiden werden wir gewahr,
Wie Gott in uns durch eitles Tun zerbricht.
Und Sehnsucht wächst aus überströmten Tagen,
Zu opfern uns, uns selbst ans Kreuz zu schlagen.
So ist nur eins, das Opfer, was uns bleibt,
Im Sturm der Räume, und im Tanz der Uhr!
Die Stunde grinst herbei, die uns entleibt,
Und wir sind ohne Lohn und ohne Spur.
O Liebe, Opfer! Tötend, was uns treibt,
Sind wir erst, sind wir gegen die Natur.
Und ich bin Mensch, in meinem Menschenleben,
Dem Schein ein Sein, dem Unsinn Sinn zu geben.
Komm heiliger Geist, Du schöpferisch!
Den Marmor unsrer Form zerbrich!
Daß nicht mehr Mauer krank und hart
Den Brunnen dieser Welt umstarrt,
Daß wir gemeinsam und nach oben
Wie Flammen ineinander toben!
Tauch auf aus unsern Flächen wund,
Delphin von aller Wesen Grund,
Alt allgemein und heiliger Fisch!
Komm reiner Geist, Du schöpferisch,
Nach dem wir ewig uns entfalten,
Kristallgesetz der Weltgestalten!
Wie sind wir alle Fremde doch!
Wie unterm letzten Hemde noch
Die Schattengreise im Spital
Sich hassen bis zum letzten Mal,
Und jeder, eh’ er ostwärts mündet,
Allein sein Abendlicht entzündet,
So sind wir eitel eingespannt,
Und hocken bös an unserm Rand,
Und morden uns an jedem Tisch.
Komm heiliger Geist, Du schöpferisch,
Aus uns empor mit tausend Flügen!
Zerbrich das Eis in unsern Zügen!
Daß tränenhaft und gut und gut
Aufsiede die entzückte Flut,
Daß nicht mehr fern und unerreicht
Ein Wesen um das andre schleicht,
Daß jauchzend wir in Blick, Hand, Mund und Haaren,
Und in uns selbst Dein Attribut erfahren!
Daß, wer dem Bruder in die Arme fällt,
Dein tiefes Schlagen süß am Herzen hält,
Daß, wer des armen Hundes Schaun empfängt,
Von Deinem weisen Blicke wird beschenkt,
Daß alle wir in Küssens Überflüssen
Nur Deine reine heilige Lippe küssen!
Stimme
War Dein Gang in großer Sonne verschwebend,
War Dein windiges Kleid, mir vorüberlebend,
War der tiefe Atemzug Dein Gesicht,
War das alles ein Letztesmal,
Und ich ahnte den Abschied nicht?
Die Straße hat Deinen Fuß vergessen,
Erde und Ätherstrahl gaben Dein verschüttetes Lachen aus.
Die boshafte Treppe im Haus,
Wo aufwärts das Letztemal Dein Antlitz durch mich brach,
Wie das dunkelselige Licht
Durch erhabene Fenster der Tempel bricht,
Wissend höhnt mir die Treppe, nach.
Denn ich atmete nicht,
Daß Dein ferner Atem sich nicht mehr in meinen flicht.
Antwort
Es gibt nicht eine Stelle,
Die Du durch Dich nicht abgestellt.
Es gibt nicht eine Helle,
Die von Dir nicht ins Finster fällt.
Alle Welt ist Letztesmal
Abschied heißt jedes Tal.
Mit müden Straßenbäumen bin ich weggeglitten,
Aus vielen Träumen bin ich abgeschritten.
Und doch, es eint,
Daß wir uns vorbeigeweint,
Und daß wir arm sind, ohne Gleichen,
Niemals zu uns hinüberreichen!
O Abschied, Brunnen aller Worte!
Menschen lieben uns, und unbeglückt
Stehn sie auf vom Tisch, um uns zu weinen.
Doch wir sitzen übers Tuch gebückt,
Und sind kalt und können sie verneinen.
Was uns liebt, wie stoßen wir es fort?
Und uns Harte kann kein Gram erweichen.
Was wir lieben, das entrafft ein Ort,
Es wird hart und nicht mehr zu erreichen.
Und das Wort, das waltet, heißt: Allein!
Wenn wir machtlos zueinanderbrennen.
Eines weiß ich: Nie und nichts wird mein.
Mein Besitz allein: Das zu erkennen.
Sieh den Freund, der Deine Speise teilt,
Hinter Stirn und Antlitz sich versammeln.
Wo Dein Blick ihm auch entgegeneilt,
Weilt ein Fels, den Eingang zu verrammeln.
Wenn ich walle durch den Lampenbann,
Meine Schritte höre, böse Wandrer,
Dann erwach ich, und bin nebenan,
Und mir selbst ein Grinsender und Andrer!
Ja, wer niederfährt zu diesem Stand,
Wo das Einsame sich teilt und spaltet
Der zerrinnt sich selbst in seiner Hand,
Und nichts lebt, was ihn zusammenfaltet.
Keinem Schlaf mehr ist er einverleibt,
Immer fühlt er, wie wir selbst uns tragen.
Und die Nacht, die ihm, des Lebens bleibt,
Unabwendlich ist ein Wald zum Klagen.
Wo von den aufwärtsatmenden Vulkanen
Erhaben stürzet Gold um Gold,
Unter dem Blau, das in Orkanen
Tiefdröhnend durcheinander rollt,
Roll ich mich im Gerölle,
In meiner Quader Hölle,
Und starre stolz nach den Alleen,
Wo Bäume wehn, und weiße Füße wehn,
Und Sonne, Strom und Sommer toben hold.
Weh euch! Ich wurde wach als Schlange,
Und Feindschaft, Stolz und Haß sind mein Gebot.
Die Nachtigall zerbricht sich im Gesange,
Und stürzet ab in ihren Tod,
Wenn ich mit meinem Blicke
Sie banne und bestricke.
Das Liebliche entgeht mir nicht!
Ich bin im Licht der Bösewicht,
Vernichtung und Gericht, das euch bedroht.
Unendlich singen Amseln in den Kronen,
Und an den Quellen tönt die Kreatur.
Es ist mein Teil in Stein und Stolz zu wohnen,
Und die Gestalt zu sein, in die ich fuhr.
Sind alle guten Wesen
Zu Müttern auserlesen,
So haßt mit Wut mich meine Brut,
Und krümmt sich fort in dumpfem Mut,
Und ich gewunden auf dem Grunde starre nur.
Ich frage nicht, warum bin ich erschaffen
Zum Wurm in dem umblauten Reich?!
Denn keine Sehnsucht lebt, mich hinzuraffen,
Und ich allein will sein mir selber gleich.
Der Hölle siebentiefste Flammen,
Sie quälen nicht, den sie verdammen!
Mich schmerzt mein Kriechen nicht, wenn durch Alleen
Sich Bäume wehn und weiße Füße wehn,
Ich kann nicht weinen, liebe keinen, Wehe euch!
Wenn die Stunde saust,
Und die Frühe säumt,
Wacht der Schläfer schwer
Wie Ertrunkner auf.
Schlamm weilt auf der Stirn,
Und ins Haargewirr
Flechten Tang und Gras
Braunen Bettelkranz.
Und es ist ein Haus
Voll von Sang und Hall.
Lampe lebt in Rauch
Über Treppen hin.
Doch ein Priester ernst
Schreitet in die Fern’
Seinem Stabe nach,
Goldnem Vogelknauf.
Und Vestalin sitzt
Bei dem Flammentier,
Springt ein Wind herein,
Hütet sie den Schoß.
Wo der Tempelbau
Oben offen ist,
Schwebt ein Adler groß
Unterm Morgenmeer.
Und die Schläferstirn
Löset ein Gesang,
Und das Herze wächst
Mit der Flut des Nils.
Nun uns zu Häupten die Fledermäuse und graue Adler streichen,
Und wir im Dunste einer vergehenden Wiese stehn,
Geschiehts, daß atemeins wir uns flüchtige Hände reichen,
Eh wir ins Gestrüpp und das Licht des Schlafes eingehn.
Das ist die Stunde, wo alles erwacht, und Erstaunen
In unsere wirr überwachsenen Herzen fällt,
Daß wir sind — und daß gute und böse Launen
Des Unverständlichen uns in die Welt gestellt!
Wer hat mich gewollt, daß ich Bosheit im Busen wälze,
Wer hat es gefügt, daß mich Güte, süß überschwemmt,
Wer gab mir die Demut — und wer mir den Stolz und die Stelze,
Wer hat es vermocht, daß ich wandle mir selber so fremd?
Und wie uns zu Häupten verderbliche Vögel jagen,
Wir trüben uns alle und werden leichter und klein.
Und sinken wir hin, so regnen von ziehenden Tagen
Ferne Gefühle unseren Odem ein.
Da schwebt das Schiff im Schaume der Schrauben wieder,
Eh unser Auge ins Leere hinüberreift.
Seligkeit naht — — wie wenn schon erlöschende Lider
Süß die unmenschliche Lippe des Dichters streift.
Für meine Schwester Hanna
Ich liege in gläsernem Wachen,
Gelöst mein Haar und Gesicht.
Am Boden in langsamen Lachen
Schwebt Mond, das unselige Licht.
Und wie mir die tödliche Helle
Die Stirn und das Auge befühlt,
Zerrinn ich und bin eine Welle,
Gekräuselt, entführt und gespült.
Die Mutter atmet daneben,
Der Vater schläft auf und ab.
Ich habe Attest um das Leben
Von allen, die ich lieb hab.
Jetzt gehn durch verwachsene Zimmer
Erzengel mit schrecklichem Schwert.
Ins Ohr weint mir immer, mir immer
Ein Kind, das mir nicht gehört.
Nachtlampe von tausend Betten
Des Leidens, der Mond mir scheint.
Ich möchte viel Schluchzendes retten,
Und bin es doch selbst, die weint.
All Ding im Zimmer verlassen,
Der Schuh, und der Tisch, und die Wand.
Ich möchte das Ferne anfassen,
Nur sein eine streichelnde Hand!
Ich möchte mit Fröstelnden spielen,
Und halten die Kalten im Arm!
Ich fühle, die Reichen und Vielen
Sind Kinder vor mir und so arm!
Für alle muß ich mich sorgen,
Mein Schlaf ist gläsern und schwebt . .
Ich horche, wie in den Morgen
Der Atem von allen sich hebt.
Im Fenster wehn Bäume zerrissen,
Viel Himmel sind windig in Ruh.
Ich decke mit meinen Kissen
Die frierenden Welten zu.
Durch einen Traum der Straße oder gar
Durch eine Straße im Traum . . . . . . . .
Von fern kam Deine Stimme wunderbar.
Ich hörte kaum, groß zogen durch den Raum
Die goldenen Begräbnisse, Turm und Baum
Traten im Himmel ein — und tiefer Schaum
Von Winter, Blum’ und Damen regnete mich ein.
In einem Traum der Straße hörte ich Dich sein,
Im Straßentraum die Stimme aus begrabnem Jahr,
Die Stimme, die einmal in einer alten Wohnung war.
Ich hörte Deine Stimm’ und wie Du heißt,
Und dachte an des Vaters Gestalt,
Der mit Dir sprach, und dachte an der Ahne Geist.
Die unter Sternen reisen, mild und kalt,
Und daß auch mich der Wind in Kreise reißt,
Im Traum der Straße, die mein Vater vor mir wallt,
Im Straßentraum dacht ich an einen Bart,
An eine Hand, vereist und brauner Art.
An ungeheure Worte dacht ich: war und alt.
Im Straßentraum, da Gold vorüberfuhr,
Und liebend ein Sonntagswind,
Von fern erfuhr ich Deine Spur,
Und drehte mich nicht um, vom Träumen blind.
Ich weiß nicht, wo Du wandelst, weiß und nicht geschwind.
Und ob Du bist, oder im Traume nur.
Doch von den Kerzen lind, die in mir sind,
Hub eine in der Kirche an und ist entbrannt,
Und ein Gefühl, verloren und noch unbenannt,
Begann, o Straßentraum, im Wind unterm Azur.
Adam
Müde in den schmerzensreichen Schuhn,
Durch den Tag der Straßenqual gegangen . . .
Fang mich, Abend, auf, in Dir zu ruhn,
Süßer Ort, aus dem ich angefangen!
Meinen Pack von alten Schultern nun
Werf ich ab mit einem langen, langen
Atem, um mich ganz in Dich zu tun.
Ja ich tauche auf aus allem Staub,
Süße Mauer, traumwärts hergebaute,
Tiefer Wind, der sich ins Haar mir staute,
Als der Engel loderte im Laub!
Ja ich komme mit den schweren Rinnen,
Scharfen Tränenschluchten im Gesicht.
Gärtner mit dem Bart, verstoß mich nicht,
Höre auf, mich zu beginnen!
Laß zum Tor verstürzen das Gemäuer.
Schlage eine kleine Bresche ein,
Daß ich sanft in einem Weidenfeuer,
Oder kräuselnd mich am Bach ein scheuer
Windgefährte hebe an zu sein.
Ich darf Dich nicht lassen ein,
Und darf mich nicht lassen aus,
Ich muß mich fassen ein,
Und gieße Dich in Gassen aus.
Mein Haus ist wüst,
Meinen Garten hast Du versandet,
Ich bins, der für Dich büßt.
Kein Schwan mehr landet
In meinem See, der hohlgeht und brandet.
Die alten Bäume sind verbrannt,
Die schönen Tiere starben in Gesträuchen,
Und ich vermag die Würmer nicht zu scheuchen,
Aus meinem Beet und Rebenstand.
Im Herbst, wie eine alte Frau
Wall ich vorbei an eingesunkenen Malen,
So bettelhaft.
Dein ist die Kraft.
Mach, daß ich möge neu erstrahlen,
Aus dieser Wüste weggeworfener Schalen,
Den guten Garten wieder auferbau!
Adam
Durch tausend abgespannte Stunden
Hab ich zu Dir mich hergefunden,
Du wirfst mich fort.
Wir sind, mein Sohn, so sehr verbunden,
Daß Du Dich triffst mit Deinem eigenen Wort.
Adam
Erbarm Dich mein!
Stimme aus dem Garten
Erbarm Dich mein!
Adam
Mir Abgebückten mit zerrissenen Füßen,
Willst Du die Tür des Schlafengehns verschließen?
Ist Gnade nicht Dein Gut zuhöchst erlaucht?
Stimme aus dem Garten
Ich habe meine Gnade ausgegeben,
Sie waltet unerschöpft in Deinem Leben,
Für Dich hab ich sie ganz,
Du nie für mich gebraucht.
Adam
So wird dies Altern nimmer enden,
Und keine Heimat macht mich wieder klein?
Stimme aus dem Garten
Adam
Weh, daß kein andres Wort mich tröste,
Und dies zurücke mich in Städte stößt!
Stimme aus dem Garten
Kind, wie ich Dich mit meinem Blut erlöste,
So wart’ ich weinend, daß Du mich erlöst.
Wenn ich über die nächtlichen Städte fahre,
Flatternder Mantel auf Nebel und Wind, der mich trägt . . .
Unter mir ist ein Abend der Tage und Jahre,
Stuben sind hell und Fenster von Schatten bewegt.
Und den Fluch im Genick muß ich all die Leidenden schauen.
Wie das lebt, wie das schlägt, und Worte bildet und glaubt.
Weinen und Sehnsucht zu all diesen Männern und Frauen
Faßt mich und beugt mein schwarzes, mein ewiges Haupt.
Und dem furchtbaren Blick erscheint in der alternden Kammer
Lehrerin, bitter und steif, die sich elend zu Ende führt.
Mutter, das Schwert im Herzen, die all ihren Jammer
Heilig ertragend im Hause die Hände rührt.
Jugend geht in den Krieg und schweiget. Geizige Knochen
Schrecklicher Greife klappern von Haß verzehrt.
Selbst die Unschuld, geboren aus blutigen Wochen
Hat den Leib einer lieblichen Frau verheert.
Und sie tragen sich selbst mit Worten. Elend ist Glaube!
Manche ahnen die Lüge, Gefährten von meinem Fluch.
Doch eine süße Schwester mit weißer, edelster Haube,
Hütet den Kranken, und ebnet das fiebrische Tuch.
Und sie nehmen es hin, daß sie sind, und zum Sterben geboren.
Manchmal lächeln sie gut, und tragen im Auge das Heil.
Und dann fühle ich weh: Ich bin verloren.
Stolz und geflügelt und hart, und unbeugsam und steil.
Ich bin der Geist ihrer Klage, der Gnadenlose und Klare,
Der sich gegen den Fluch despotischer Gnade bäumt!
Rein will ich sein und Geist, das ist Schmerz. Und heiße der Wahre,
Der umsonst an das Tor der Versöhnung und Liebe schäumt.
Aber seh ich am Abend die so geliebten Gestalten,
Reißt mich Schluchzen dahin, und es sinket und schwebt
Aller Tränen die reinste, und ruht als Stern in den Falten
Kalten Himmels, Stern, der meinen unseligen Namen lebt.
Held
Du Entfachter auf dem Scheiterhaufen,
Dem die Feuer um die Stirne laufen,
Sprich, was drückst Du die gepechten Drachen
An Dein Antlitz, überschwemmt von Lachen?
Heiliger
Reiter Du auf dem bebuschten Pferde,
Sieh mich an. Ich bin die Schuld der Erde!
Und ich zahl mich! Wie die Aschen sinken,
Brüllt schon Gott vor Lust, mich auszutrinken.
Held
Nennst Du Trank Dich und zerbrichst den Becher,
Sieh mich an! So nenne ich mich Zecher.
Dieses Da ist da, daß ich es saufe,
Und wer mich säuft, meiner überlaufe!
Heiliger
Eitelster, der auf dem Rosse reitet,
Deinem Pferd ist mehr die Welt bereitet!
Ohne Opfer soll Dir Gott gehören?
Wen Gott will, den muß er sich zerstören!
Held
Kann dies Jetzt denn ohne mich geraten?
Gibt es Leben außer meinen Taten?
Du und Er und alle sieben Reiche
Sind, wenn ich sie in die Tasche streiche.
Nennst Du Leben die verruchten Stunden?
Erst die Stunde, die Dich überwunden,
Erst das Weh, zu dem Er Dich erkoren
Hebt in Gnad Dich an. Du wirst geboren . . .
Held
Schon verbrennst Du, Mann, in Deinem Brennen.
Brand, der nicht verbrennt, will ich mich nennen.
Wer nicht liebt, kann nicht zugrunde gehen.
Sterben alle, bleib ich doch bestehen.
Heiliger
(schon als Asche zusammensinkend)
Alexander über tausend Meeren,
Hör die Flammen an, die sich verzehren!
Hör den Staub, zu dem ich mich vermische!
Liegt ein Freund bei Dir an Deinem Tische,
Ist sein Blut bestimmt, Dich zu bespritzen.
Du vergißt, auch Du kannst nur besitzen.
Schwer in Händen bleibt, was Du errungen,
Im Besitz schon hat Dich Gott bezwungen!
Daß er furchtbar seine Gnade wähle,
Rüste die noch nicht verdammte Seele!
In dem sanften Wallen der alten Frühlinge
Stehn die alten Dienerinnen von Haus zu Haus.
Der ausgebrannte Himmel schwebt dem Mond entgegen,
Der Sonntag füllt mit seinem zarten Tod die Straße aus.
Sein letzter Odem trägt den Schall von Ruderschlägen,
Von Ufer, Hügelton und Klang von Weggesprächen her.
Die alten Mägde haben gütige Hüte auf,
Mild von Vergangenheit und kaum entlächelnd mehr.
Nur manche Masche oder kühne Rose schlägt zum Flug die Flügel auf.
Gestrickten Handschuh tun sie ab mit treuem Gruß und altem Nicken,
Eh sie sich in das Dunkel ihrer Tore schicken.
Ach diese alten Frauen tragen ewig auf den alten Händen
Das erdenlose schluchzende Traumlicht vom frühen Tag.
Wohin sie auch ihr Gehen wenden,
Klirrt ein Geschirr, ist Küche um sie, Stiege, alter Uhrenschlag.
Im Hof ist Lärm, im Herd die ewige Kohle.
Sie hören auf dem Gang das Schlürfen ihrer Sohle,
Sie haben keinen Sohn und kein Geschick,
Kein Bett zum Sterben breit. Nur kleinen Klatsch im Flur.
Schon keift die Herrin auf, die aus der Türe fuhr . . . .
Unwandelbar in Ehrfurcht, so mit scheu gebeugtem Rücken
Sind sie bereit, sich neu zu ewigem Dienst zu bücken.
Doch ich Verworfener der Lust und Eitler in der Zeit,
Ich weiß, daß diese alten geisterhaften Leben
Sich ohne Ende über meins erheben,
Das voll von Hoffart Worte machen mag.
Nur uns zu prüfen gab uns Gott den Tag,
Allein des Tages Sinn heißt Heiligkeit.
O heiliger Dienst, o Dienst, der niemals schließt,
O Einfalt, die nichts weiß und nichts genießt,
O Licht am Abend überm Tisch gebückt!
Gepriesenes Leben, Dienst! Mit abgeschundenen Händen,
Sich irdisch tilgend, himmlisch zu vollenden!
Und als wir gingen von dem toten Hund,
Von dessen Zähnen mild der Herr gesprochen,
Entführte, er uns diesem Meeres-Sund
Den Berg empor, auf dem wir keuchend krochen.
Und als der Herr zuerst den Gipfel trat,
Und wir schon standen auf den letzten Sprossen,
Verwies er uns zu Füßen Pfad an Pfad,
Und Wege, die im Sturm, zur Fläche schossen.
Doch einer war, den jeder sanft erfand,
Und leiser jeder sah zu Tale fließen.
Und wie der Heiland süß sich umgewandt,
Da riefen wir und schrieen: Wähle diesen!
Er neigte nur das Haupt und ging voran,
Indes wir uns verzückten, daß wir lebten,
Von Luft berührt, die Grün in Grün zerrann,
Von Eich’ und Mandel, die vorüberschwebten.
Doch plötzlich bäumte sich vor unserem Lauf
Zerfreßne Mauer und ein Tor inmitten.
Der Heiland stieß die dumpfe Pforte auf,
Und wartete bis wir hindurchgeschritten.
Und da geschah, was uns die Augen schloß,
Was uns wie Stämme auf die Schwelle pflanzte,
Denn greulich vor uns, wildverschlungen floß
Ein Strom von Aas, auf dem die Sonne tanzte.
Verbissene Ratten schwammen im Gezücht
Von Schlangen, halb von Schärfe aufgefressen,
Verweste Reh’ und Esel und ein Licht
Von Pest und Fliegen drüber unermessen.
Ein schweflig Stinken und so ohne Maß
Aufbrodelte aus den verruchten Lachen,
Daß wir uns beugten übers gelbe Gras
Und uns vor uferloser Angst erbrachen.
Der Heiland aber hob sich auf und schrie
Und schrie zum Himmel, rasend ohne Ende:
„Mein Gott und Vater, höre mich und wende
Dies Grauen von mir und begnade die!
Ich nannt’ mich Liebe, und nun packt mich auch
Dies Würgen vor dem scheußlichsten Gesetze.
Ach, ich bin eitler, als die kleinste Metze
Und schnöder bin ich, als der letzte Gauch!
Mein Vater Du, so Du mein Vater bist,
Laß mich doch lieben dies verweste Wesen,
Laß mich im Aase Dein Erbarmen lesen!
Ist das denn Liebe, wo noch Ekel ist?!“
Und siehe! Plötzlich brauste sein Gesicht
Von jenen Jagden, die wir alle kannten,
Und daß wir uns geblendet seitwärts wandten,
Verfing sich seinem Scheitel Licht um Licht!
Er neigte wild sich nieder und vergrub
Die Hände ins verderbliche Geziefer,
Und ach, von Rosen ein Geruch, ein tiefer,
Von seiner Weiße sich erhub.
Er aber füllte seine Haare auf
Mit kleinem Aus und kränzte sich mit Schleichen,
Aus seinem Gürtel hingen hundert Leichen,
Von seiner Schulter Ratt und Fledermaus.
Und wie er so im dunklen Tage stand,
Brachen die Berge auf, und Löwen weinten
An seinem Knie, und die zum Flug vereinten
Wildgänse brausten nieder unverwandt.
Vier dunkle Sonnen tanzten lind,
Ein breiter Strahl war da, der nicht versiegte.
Der Himmel barst. — Und Gottes Taube wiegte
Begeistert sich im blauen Riesen-Wind.
Ich habe meine Lampe ausgelöscht und mich zu Bette gelegt in mein fremdes Bette.
Da wallte mir durchs Fenster die bleiche Welt der Nacht, und der aufgebaute Berg beugte sich über meine Brust und wankte.
Die reißenden Hunde bellten in den schattenlosen Höfen des mondreichen Dorfes und ich
Verwarf mich und stand auf und zündete die unwillige Lampe wieder an.
Ich will nichts von den Früchten und Speisen genießen, die noch auf meinem Tische stehn, obgleich es mich gelüstet.
Ach die Befriedigung vertritt uns Deinen Weg, und wer weich kniet, betet heiser.
Mit dem Apfel lockt der Arzt das kranke Kind von seinem Weinen ab, um Fieber zu messen;
Weh uns, verheert von Lockung und Genuß, allzubereit die edle Stätte des ewigen Erkenntnisschmerzes zu verlassen!!
O mein Richter! Meine Feinde haben mich enträtselt, durchschaut und geschlagen.
Sie verwarfen mich, und ich mußte mich mit ihnen verbünden.
Sie schalten mich: Scheinmensch, charakterlos, eitel, träge, gleichgültig, zu klein zur Sünde, zu gering zur Wohltat, schwach im Frevel und wertlos in der Reue,
Und ich hörte sie, und fuhr gegen mich, und gab ihnen Recht — mein Richter — und muß mich hassen!
Ich bekenne — und wenn auch dies Eitelkeit ist, weh, vermag ich nichts dagegen, bekenne dennoch:
Ich war an diesem einzigen Tage so klein und niedrig, mittelmäßig und schwach, wie nicht einer! an meinem Tisch —
Höflich war ich aus Angst, lobsprecherisch aus Feigheit, aus Trägheit zweizüngig und ohne Halt, Liebe vergalt ich mit böser Hoffnung, Sorge mit sorglosem Schwachsinn.
Es ist nicht die Lust der Zerknirschung, wenn ich mich dem weidenden Vieh vergleiche.
Wie köstlich ist der kommende Tag, mein Richter, wie träumt man sich wandeln im Gebirg, wie hoffend auf Größe.
Aber der abgestorbene Tag ist schrecklich, man sieht sich ungern nach ihm um, wie nach einem Kübel voll Kehricht.
Wird es immer so sein? Mein Tag immer so sein, bis zum letzten Tage?
Und wird sich im schmutzigen Kranken noch die alte Sturmglocke der Schuld empören?!
Mein Richter, ich weiß nichts vom kommenden Tag, von jenem Tag, nicht ob Du wirst zu Gerichte sitzen, mein Richter.
Aber Deinen Gerichtstag fürchte ich nicht, Deine Erhabenheit nicht, Dich nicht, mein Richter, mich fürchte ich, ich fürchte mich, Mich.
Meine lahme Seele fürchte ich, mein stummes Herz, den unverzweifelten Blick, den Leichtsinn, das So und So, das leere Achselzucken!
Ich weiß nicht, ob Du bist, mein Richter, aber ich wünsche, daß Du bist, mein Richter, und will Deine gute Rute besprechen.
Ich sitze in diesem kalten Zimmer vor meiner Lampe. Horchst Du an meinem Fenster? Ich kann die Sterne sehn.
Ich wende meinen Kopf scheu zum Fenster, und rufe Dir diesen Gesang zu, und mache diesen Gesang den Schlafenden kund.
Meine Lampe erfriert. In das Grab des schrecklichsten Todes sehe ich, ich sehe den geistigen Tod, ich fühle das fieberlose Übel, Trägheit des Herzens!
Mit kalten Fingern sitze ich da, ohne Hilfe, und völlig ratlos.
Bald werde ich mich unter meine Decke legen, meinen Leib dehnen, und ruhig atmen.
Laß es nicht zu, mein Gott, dieses Stunde um Stunde, dies Heute und Gestern, dies Immer und Ewig!
Aber vielleicht hast Du keine Macht über mich, wie ich keine Macht über diesen Gesang habe, der in seiner Wahrheit noch gleisnerisch ist.
Und nicht einmal den Wahnsinn darfst Du mir mit seinen Sperberschwärmen und großen Steppen schenken!
Nun wieder, mein Vater, ist kommen die Nacht, die alte immergleiche.
Sie durchschreitet all uns die Wunderblinden mitten im Wunder.
Und die Stunde ist da, wo die Menschen, unwissend des tiefen Zeichens,
Vor ihr Wasser treten, den Kopf eintauchen, und die beschmutzten Hände spülen.
O heilig Wasser der Erde, doppelt bestimmt, zu tränken und zu reinigen!
O mein Gott, o mein Vater, heilig Wasser der Geisterwelt!
Ist nicht meine Sehnsucht nach Deiner Kühle Gewähr, das Du springst und spülst,
Ist nicht mein Zweifel noch das Hinlauschen nach Deinem süßen Gefälle?
Ich senke meinen Kopf und tauche ihn in die Feuchte des Lampenkreises.
Ich halte Dir meine beschmutzten Hände hin, wie ein Kind, das am Abend der Waschung wartet.
Nach einem lügnerischen Tage will ich mich sammeln, um in dieser Spanne wahr zu sein.
Ich will mich in meiner Hürde zusammendrängen, bis das Geheul meiner Eitelkeit verstummt.
Dein Psalmist, mein Vater, hat wider seine Feinde gesungen,
Und ich, mein Vater, folge ihm, und singe einen Psalm hier wider meinen Feind!
Ach, ich habe keine Feinde, denn wir Menschen lieben einander nicht einmal sosehr, um uns Feinde zu sein.
Aber ich habe einen Feind, einen gewaltigen Feind, der mich berennt, und an alle meine Tore pocht.
Ich habe einen Feind, mein Vater, der an meinem Tisch sitzt und Völlerei treibt,
Während ich meine verdorrten Hände falte und darbe, und sich am Fenster die Hungrigen drängen.
Ich habe einen Feind, der aufstoßend nach der Mahlzeit seine Zigarre raucht und fett wird,
Während ich immer geringer werde, und zusehn muß, wie er das Gut meiner Seele verpraßt.
Ich habe einen Feind, mein Vater, der meine edle Rede in Geschwätz verkehrt und in Selbstbetrug.
Ich habe einen Feind, der mein Gewissen liebedienerisch macht, und meine Liebe mit Trägheit erstickt,
Ich habe einen Feind, der mich zu jeder Niedrigkeit verleitet, zur Wollust des Sieges an den Spieltischen,
Der ich doch ein Meister der göttlichen Genüsse bin.
Warum hast Du mich mit diesem Feind erschaffen, mein Vater, warum mich zu dieser Zwieheit gemacht?
Warum gabst Du mir nicht Einheit und Reinheit? Reinige, einige mich, o Du Gewässer!
Siehe, es wehklagen all Deine wissenden Kinder seit eh und je über die Zahl Zwei.
Ich tauche meinen Kopf ins Licht und halte Dir meine Hände hin zur Waschung.
Befreie mich, reinige mich, mein Vater, töte diesen
Feind, töte mich, ertränke diesen Mich!
Wie selig sind die Einfachen, die Unwissenden, selig die einfach Guten, selig die einfach Bösen!
Aber unselig, unselig die Entzweiten, die Zwiefachen, die zu- und abnehmenden Gegenspieler.
O heilig Gewässer, um Dein und meiner Größe willen, hilf mir!
Dein Blick, mein Bruder, hat mich erschreckt.
Ich habe um Deinen Mund und über Deinen Brauen einen bösen Mangel entdeckt.
Meine Sphäre war traurig,
Ihr mißfiel Deine Art
An der Spitze des Tisches zu sitzen, zierlich geduckt,
Mit gekreuzten Armen, freundlich, listig, kätzchenhaft.
Tu dieses Ducken aus Deinen, Augen, mein Freund!
Laß ab von der barbarischen Bereitschaft des Anklägers und Angreifers!
Wie deute ich mir,
Wie verstünd ich’s,
Daß Du den feurigen Talar des Richters unverbrannt durch die gleichgültigen Räume trägst,
Daß Dein Wort Dir gelingt, Dein Schlaf Dir gelingt, Du Schläfer an Dir vorbei, Du nicht Erwachter!?
Wie soll ich Dein Gebrechen nennen, Schläfer?
Ich will Dein Gebrechen Selbstgerechtigkeit nennen, Schläfer!
Denn wer zu Gericht sitzt,
Über die Sünder,
Sitzt hinterm Kreuz, ist im Recht, braucht seiner Schuld nicht zu gedenken, darf sein Wesen vergessen,
Und der Henker erspart die Pflicht, sich selbst den Kopf abzuhaun.
Ich bitte Dich mit der Hand auf dem Herzen, ich beschwöre Dich, laß ab davon!
Es ist mir sehr wohl bekannt, was uns alle zur Anklage treibt, zu Urteil, Bannstrahl, Ächtung und zu der Seligkeit des Hohns.
Du aber bist wie ein Knabe,
Und scheinst nicht zu wissen,
Daß Du nur angreifst, um Dich vor Dir zu verteidigen, daß Du mit Deinem Schilde Deine Blöße bedeckst . . .
Aber vergiß nicht, daß Aussatz und Räude dereinst unsern erhabensten Triumphschrei zum Gespött machen.
Ich will Dir ein Wort sagen, das Du nicht begreifen wirst.
Ich sage Dir: die Selbstbehauptung im Geiste ist Selbstvernichtung, die Selbstvernichtung im Geiste aber ist Selbstbehauptung.
Kennst Du die starke Waffe
Der wirklichen Sieger?
Sie verachten das Wort, sie ziehn die Niederlage dem Sieg vor, sie ergeben sich, sie lassen sich gefangen nehmen . . .
Denn furchtbar ist der Demütige, furchtbarer der Reine, der sich erkennt, und ein Tamerlan, wer sich aufgibt!
Ich tadle Deine Philosophie, mein Bruder, weil sie die Philosophie der Gerichtshöfe ist.
Sie ist dialektisch, forensisch, sie betet das Wort an und die Unterscheidung der Worte.
Aber die Worte sind
Bedingter noch als die Dinge.
Die Dinge verstellen den Geist, die Worte verstellen die Dinge, und der Geist der Worte
Ist wundersam und angenehm zu fassen in seinen Gefügen und Reimen, aber eitel und trostlos für die Leidenden.
Sprich, o sprich mir nicht von all dem Frevel, der Dir widerfährt und Dich vereinsamt.
Glaube mir, die Unvollkommenheit, die uns trennt, ist lange nicht so groß, wie die Unvollkommenheit, die uns vereint.
In Dir ist aber noch
Der alte Adam allzusehr!
So hängst Du Dich an Ehre, Mut und Mannheit, an die Tugenden der Bestie und ihre Vollkommenheit,
Vergissest, daß die Vollkommenheit die Lilie der göttlichen Vernichtung ist.
Du bist zu schnell an den Betten vorübergegangen, auf denen die gelben Sterbenden rasten,
Du warst, mein Bruder, mit Gerichtsakten beschäftigt, als die Sträflinge ihren einstündigen Marsch im Hof anhuben.
Du kennst jene Weisheit nicht,
Höher als alles Mitleid!
Du kennst nicht jenes Hindurcherkennen, plötzlichen Aufgang andern Lichts, die Demokratie der Ungleichheit, und das Bewußtsein, daß wir alle Hände haben,
Du kennst noch nicht jene kostbaren Tränen, deren man wenig in einem Leben vergießt.
Im großen Raum des Tags
Die Stadt ging hohl, Novembermeer, und schallte schwer,
Wie Sinai schallt. Vom Turm geballt
Die Wolke fiel. — Erstickten Schlags
Mein Ohr die Stunde traf,
Als ich gebeugt saß über mich zu sehr.
Und ich entfiel mir, rollte hin, und schwankte da auf einem Schlaf.
Wie deut’ ich diesen Schlaf,
Wie noch kein Schlaf mich je trat an, da ich verrann
In Dunkelheit, so mich eine Zeit
In mein Herz traf?
Und als ich kam empor,
In Traum auftauchend Atemgang begann,
Trat ich in mein vergangnes Haus, in schwarzen Flur durchs winterliche Tor.
Nun höret, Freunde, es!
Als ich im schwarzen Tage stand, schlug mich eine leichte Hand.
Ich stand gebannt an kalter Wand.
O schwarzes, schreckliches
Gedenken, da ich ihn nicht fand,
Den Leichten, der mich so ging an
Und mich im schwarzen Tag des Tors geschlagen leicht mit seiner leichten Hand.
Es fügte sich kein Schein,
Und selbst das kleine schnelle Licht, das sich in falsche Rosen flicht,
Und unterm Bild vergeht und schwillt,
Das kleine Licht ging ein.
Es trat kein schwarzer Engel vor,
Kein Schatten trat, kein Atem trat aus dem kalten Stein!
Doch hinter mir in meinem Traum, aufschluchzend kaum versank das Tor.
Und auch kein Wort erscholl.
Doch ganz mit meiner Stimme rief ein Wort in meinem Orkus tief.
Und wie am Eichenort ein Blatt war ich verdorrt.
Weh, trocken, leicht und toll
Fiel ich an mir herab und fuhr in Herbst und großem Stoß.
Mich nahm ein Wort und Wind mit fort,
Das Wort, das durch mich stieß, das Wort mit dreien Silben hieß, das Wort hieß: rettungslos.
O letzte Angst und Schmerz!
O Traum vom Flur, o Traum vom Haus, aus dem die Frau mich führte aus!
O Bett im Dunkel aufgestellt, auf dem sie mich entließ zur Welt.
Ich stand in schwarzem Erz,
Und hielt mein Herz und konnte nicht schrein,
Und sang ein — Rette mich — in mich ein.
Der Raum von Stein baute mich ein. Ich hörte schallen den Fluß und fallen, den Fluß: Allein
Und da es war also,
Tat sich mir kund mein letztes Los, und ich stieg auf aus allem Schoß.
Im schwarzen Traum vom Flur zerriß und klang die Schnur.
Und ich erkannte so,
Warum da leicht und fein die Hand mich schlug,
Die schwach an meine Stirne fuhr,
Und meinen Gang geheim bezwang, daß ich nicht wankte mehr, und kaum mich selber trug.
Und als ich ihn erkannt,
Den Augenblick, der mich trat an, da war ich selbst der andre Mann,
Und der mir hart gebot, ich selber war mein Tod.
Und nahm mir alles unverwandt,
Und wand es fort aus meiner Hand und hielts gepackt —
Genuß und Liebe, Macht und Ruhm und jammernd die Dichtkunst zuletzt.
Und stand entsetzt und ausgesetzt und ohne Wahn und aufgetan und völlig nackt.
O Tod, o Tod, ich sah
Zum erstenmal mich wahrhaft sein, mich ohne Willen, Wunsch und Schein,
Wie Trinker nächtlich spät sich gegenüber steht.
— — Er lacht und bleibt sich fern und nah — —
Ich stand erstarrt in erster Gegen-Wart allein zu zwein.
(Ach, was wir sagen lügt schon, weil es spricht)
Ich fand mich, ohne Wahn mich sein, und starb in mein Erwachen ein.
Im großen Raum des Tags
Hob ich mein Haupt auf aus dem Traum, und sah auf meinen Fensterbaum.
Die Stadt ging hohl, Novembermeer, und schallte schwer,
Der Himmel glühte noch kaum.
Ich aber ging hinab mit großem Haupt und Hut,
Und ging durch Straßen, rötliches Gebirg und Paß . . .
Mein Haupt vom Traum umlaubt noch. Ging mit dumpfem Blut.
Ich ging, wie Tote gehn,
Ein abgeschiedner Geist, verwaist und ungesehn.
Ich schwebte fern und kühl durch Heimkehr und Gewühl,
Sah Kinder rennen und sah Bettler stehn.
Ein Buckliger hielt sich den Bauch, und eine Greisin schwang den Stock und schrie,
Leicht eine Dame lächelte. Ein Mädchen küßte sich die Hand . . .
Und ich verstand, was sie verband, und schritt in großer Alchimie.
O Tempel, in die
Zarteste Stunde gebaut,
Wenn schon die unermüdlichen
Schmetterlinge
Die kreisenden welken an
Der alten Lampe des Weisen und
Die Träumer plötzlich das Haupt
Tauchen aus tausend Fenstern.
Tempel,
In solcher Stunde erschallend,
Läßt Du uns gehn
Über die Treppe.
Aber wenig leuchtet
Die Laterne voran des Priesters,
Wenn tief der Tierkreis
Brüllet und leis im Schlaf.
Wie bald doch steh ich
Und schon im Kuppelsaal.
Dort aber rundet
Der offne Himmel.
Ein Morgen
Macht ihn schon fast
Zum verschwommenen Knaben.
Doch in dem hellen Boden
Findet er sich bemessen
Zu unseren Füßen wieder
Genau
Im bildenden Wasserteich.
Wie da ruhen
Über unseren Schultern
Die einhaltenden Vögel,
Die Planeten sich aus.
Sitzen sanft eine Weil’ nur,
Geschlossene Flügel
Auf atemlosen Säulen.
Trällert einer im Schlaf.
Aber als letzter
Luzifer schwirrend
Hebt sich hinweg
Morgender Stern.
Mit fernem Gelächter
Spiegelnd Gefieder
Im schon helleren Bassin.
Nun aber seh ich
Wolken grünen im Wasser.
Sehe dreifach
Das Strandgut treiben
Im kleinen Umkreis
Des Brunnenteichs.
Wohl weiß ich,
Und nimmer täuschet mich wer,
Mattes und Morsches.
Drei Dinge schwimmen,
Kleines Brett Noahs,
Binsenkorb Mosis,
Holzspahn der Krippe
Drei Schatten schwimmen
Auf wachsendem Himmel.
Nun aber schreiten —
(Da es doch bald mehr Frühe ist)
Die Männer hinaus,
Die herrlichen
Nach der Abfertigung.
Über den Brauen
Schimmern die Glatzen vor Osten
Sie neigen und schreiten,
Die Heiligen schreiten
Hinter Planeten.
Frühe Arbeiter
Und kühl
Von diesem Himmel und Frische.
So schreiten sie,
Ohne zu wecken,
Gesenkte Stirnen,
Aus allen Türen zugleich
Hinaus aus diesem
Kuppelkreis,
Die Verschmäher der Speise.
für Gertrud Spirk
Wie sie geht
Die Schwester der fünften Stund und der Lerchen,
Unter dem noch versagenden Himmel,
Dem atmenden Osten voraus!
Über Stufen
Steigend nieder
Am Klirren vorbei des frühen Frühlings . . .
Aber es wehen noch, es fliegen
Die wahrhaft gläubigen Träumer
Durch Träume auf schlagenden Fittichen,
Über den unzähligen Morgen,
Stürzen sich in die Meere,
Brust und Haar voll Auferstehungswind.
Ihre Füße lächeln
Über die Steine nieder.
Doch in den harten
Gebeizten Händen
Hält sie, die Dienende,
Den gedeckten Korb.
Nun drängen schon
Hunde und räudige Krüppel,
Krähende Tolle
Sich an das Jenseits ihres Knies.
Bettler mit Näpfen
Heben sich auf,
Gestreifte Kranke,
Lampe in Händen,
Hustende Kinder,
Betrunkene Greise,
Huren, Gelichter, sterbende Sünder,
Wanken geschlossenen Auges ihr nach.
Schon heult die Stadt auf
Und ächzt in ihren Morgen ein.
Durch den Nebel der Kaserne
Bricht die entsetzliche Trompete.
In den Asylen krächzt
Der Greis, gewälzt von der Bettstatt.
Flößerruf!
Die schweren unseligen Pferde
Neigen in Höfen ihr Haupt.
Sie geht noch,
Eh sie verfließt,
Eh ihr Aufwärtslächeln
Sich einmischt in die Antwort des Himmels,
Sie geht noch die Magd,
Sie weht noch die hohe Deutsche . . .
O Dämmerung ihres Haars,
O Schritt, o Blick,
Wie sie geht, die Schwester der fünften Stunde!
So stand sie schon vor dem großen Nachmittagstor,
Und hielt mit ihrer Hand den Durchblick zu.
Ihr Kleid sang westlich im tiefen Wind.
Dort aber war der Tag,
Wo Munde abwärts ernster werden,
Und Hände hart, die nicht mehr streichelnden.
Des Auges Willen geht dort nicht mehr aus vor Herz.
Nicht rast das Antlitz mehr dort,
Die süße Fläche ebbet, weh flieht in sich.
Der Schritt verwaltet keinen Tanz mehr dort.
Schritt schreitet Arbeit, Arbeit, dort und Verlust.
Ihr Fuß so stand auf dem Schwellenstein.
Doch ihre Hand vor ausblickendem Aug.
Das Haar im Zephyr leicht . . .
Ich rief sie an.
Doch wie sie sich wandte,
Wie sie horchte nach dem Rufenden hin,
Hob in den Lüften um sie ein Kampf an.
Die ernsten Dämonen des Ausgangs taten sich in Wind,
Rafften mahnend vorwärts Kleid ihr und Haar.
Aber die jauchzenden Götter des Ausgangs
Warfen sich in die Saiten der Sonne,
Töneten, sangen die Leichte zurück.
Da aber wankte ihr Antlitz unter den Schatten,
Und sie sah mich stehn im rollenden Tag,
Sah mich unter den brüllenden Festen:
Ruhm, Mittag, Lüge, Gesang und Blauheit!
Sie selbst war Wachsen schon der Brüst’, Aufbruch des Munds.
Ich rief noch einmal . . . .
Wie im leichten Schmerze,
Zögernd,
Wehte sie ihre edle Mädchenheit mir zu.
An dieses Flusses Walten wachend,
Hinüberruhend
Nach des Eilands, nach des Schilfes nördlichem Drang,
Habe ich Dein vergessen.
Vergaß Dein Antlitz,
Deiner Züge Niederwehn
In die offenen harten armen Händ’.
Vergessen hab’ ich Deinen Abendschmerz in diesem Abend . . .
Niedrige Möven schnellen über Wirbel hin.
Das Gras braust in die Nacht.
Weh mein Gesicht ist Sünde!
Tiefe Schwester der Welt
Weilt auf bewimpeltem Bord,
Schützt ihren Krug vor dem Glanz,
Der schon im Westen zerstürzt.
Mit dem Gelächter des Volks
Löst sich das Schifflein und schäumt.
Aber die Göttin und Gold
Rollt mit den Wellen noch lang.
Herz und Atem versinkt,
Woge, in welchen Schlag?
Mischt schon die Fledermaus
Elemente und Mohn?
Abendgestade und Blick
Schwinden hin. Kiel und Delphin.
Lebt noch über der Bucht
Maulbeer, Limone und Öl?
Es wandeln oben vielleicht die reinen Dämonen,
Ernste Frauen,
Weilende Augen ohne Ebbe,
Mit abwärts schon wachsendem Mund . . .
Aber wir unten
Wir Knechte
In diesem Pfuhl von Luft!
Ausatmend, einatmend,
Die Zeit vertreibend,
Gute Vergesser . . .
Und dennoch
Von uns befallen,
Von uns befallen.
Im Hals den großen Skorpion,
Der an den Gaumen juckt.
Den gebundenen Teufel,
Mit Stachel und Scher’,
Den mordenden Asmodi,
Der zum Mund ausführt,
Verbindlich, eitel, wohlgestalt,
Der Lügenvater
Über unsere
Edle
Von Wahrheit blutende Lippe.
Wir unten, wir,
Hilflos wie Knechte!
Erstickt von Betrügen
Erwürgt von Verraten,
Gebeugte Auswandrer
Wir aus uns selber,
Verbrecher, verfolgt
Von gemordeten Worten.
Wettläufer ins Aus,
Preisspringer ins Ende,
Von den Türmen der Stunden —
Zerekelt, ewiglich, elend, —
Träge uns schleudernd in Schlaf.
Ah! Ich habe mich ausverraten.
Mein entsetzliches Geheimnis und mein gütiges,
Aus den Kasernen der Verstellung ausgebrochen!!
Das gepflegte Antlitz meiner Lüge,
Das blatternarbige Antlitz meiner Wahrheit,
Enträtselt sich zur Wahrheit.
Ich schrieb mir unbekannte Chiffernschrift,
Unerbittlich log ich Wahrheit.
Nun beginne ich mich zu bedeuten,
Nun beginne ich hinter meinem Weiß hervorzukommen,
Nun baue ich mich auf mit abgehackten Händen . . .
Hilflos
Höhn ich mich Hilflosen von fern an.
Aus: „Der Weltfreund“ | |
An den Leser | 4 |
Kindersonntagsausflug | 5 |
Der dicke Mann im Spiegel | 7 |
Im winterlichen Hospital | 9 |
Sterben im Walde | 11 |
Das Malheur | 12 |
Erzherzogin und Bürgermeister | 14 |
Der Patriarch | 15 |
Solo des zarten Lumpen | 17 |
Der schöne strahlende Mensch | 18 |
Wanderlied | 19 |
Der kriegerische Weltfreund | 20 |
Ich habe eine gute Tat getan | 21 |
Aus: „Wir sind“ | |
Die Unverlassene | 26 |
Als mich Dein Wandeln an den Tod verzückte | 27 |
Vater und Sohn | 28 |
Die Witwe am Bette ihres Sohnes | 29 |
Balance der Welt | 31 |
Der Feind | 32 |
Eine alte Frau geht | 33 |
Nacht-Fragment | 35 |
Das erkaltende Herz | 36 |
Der göttliche Portier | 37 |
Ein Lebens-Lied | 38 |
Ein Anderes | 40 |
Amore | 41 |
Ich bin ja noch ein Kind | 42 |
Aus: „Einander“ | |
Lächeln Atmen Schreiten | 48 |
Das Jenseits | 50 |
Warum mein Gott | 51 |
Die Tugend | 53 |
Veni creator spiritus | 54 |
Abschied | 56 |
Der Erkennende | 57 |
Romanze einer Schlange | 58 |
Tempel-Traum | 60 |
Ein Abendgesang | 62 |
Mondlied eines Mädchens | 63 |
Eines alten Lehrers Stimme im Traum | 65 |
Zwiegespräch an der Mauer des Paradieses | 67 |
Luzifers Abendlied | 70 |
Held und Heiliger | 72 |
Alte Dienstboten | 75 |
Jesus und der Äser-Weg | 77 |
Neue Gedichte | |
An den Richter | 82 |
Gebet um Reinheit | 85 |
Einem Denker | 88 |
Ballade von Wahn und Tod | 92 |
Der Tempel | 96 |
Die heilige Elisabeth | 100 |
Der Ruf | 102 |
Vergessen | 103 |
Müdigkeit | 104 |
Schrei | 105 |
Der Dichter | 106 |
Kurt Wolff Verlag, Leipzig
Von Franz Werfel sind erschienen:
Der Weltfreund. Gedichte.
Wir sind. Neue Gedichte.
Einander. Oden, Lieder, Gestalten.
Die Troerinnen des Euripides. In deutscher Bearbeitung von Franz Werfel.
Geheftet je M 2.50, gebunden in Halbleder M 4.50, in Pappband M 3.50.
Die Versuchung. Ein Gespräch. Geheftet M -.80; gebunden M 1.50.